Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Buddhismus setzt hohe Hürden für Climate Engineering

25.06.2018

Welchen Beitrag kann der Buddhismus zu der aktuellen Debatte um Climate Engineering leisten? Dieser Frage geht ein Artikel im „Journal for the Study of Religion, Nature and Culture“ nach.

Climate-Engineering-Technologien dürfen gemäß der buddhistischen Ethik nur nach einer umfassenden, sorgsamen Abwägung eingesetzt werden.
Climate-Engineering-Technologien dürfen gemäß der buddhistischen Ethik nur nach umfassender, sorgsamer Abwägung eingesetzt werden.

„Wir haben versucht zu verstehen, was eine buddhistische Perspektive auf das Thema Climate Engineering sein könnte. Obwohl die antike Welt Siddharta Gautamas Umweltzerstörungen in dem heutigen Ausmaß nicht kannte, entwickelte die buddhistische Tradition ein tiefes Verständnis des Menschen und seiner inneren Beziehung zur Natur. Nach unserer Auffassung lassen sich hieraus grundlegende Hinweise ableiten, wie aktuelle und konflikthafte Themen - wie das Climate Engineering - bewertet werden können“, erläutert Leitautor Till Markus von der Universität Bremen.

In ihrem Artikel gehen die Autoren besonders auf das Konzept der Wechselbeziehung ein: Laut der buddhistischen Tradition sind Mensch und Natur sowie Mensch und Mensch untrennbar und hierarchiefrei miteinander verbunden. Die Verwirklichung dieser Wechselbeziehung kann den Menschen helfen, sich nicht von ihren egozentrischen Wünschen leiten zu lassen und ein bewussteres, mitfühlenderes und für ihre Umwelt weniger destruktives Leben zu führen. Dementsprechend sollten grundsätzlich keine Climate-Engineering-Technologien gegen den Willen anderer eingesetzt werden. Nach buddhistischen Prinzipien wäre es notwendig, Governance-Strukturen zu erarbeiten, in denen Risiken, Nutzen, Bedenken und Werte von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam abgewägt werden.

„Climate Engineering ist ein hochkomplexes Thema mit vielen verschiedenen Potenzialen, Unsicherheiten und Risiken.  Die Wissenschaft kann für Entscheidungen über eine mögliche zukünftige Umsetzung der verschiedenen vorgeschlagenen Techniken nur begrenzt Orientierung geben. Wir brauchen einen umfassenden Dialog zwischen vielen Bereichen der Gesellschaft, einschließlich der großen Religionen der Welt“, sagt Mark Lawrence, wissenschaftlicher Direktor am IASS und Ko-Autor des Artikels. Er  hoffe, dass die Analyse eine gute Grundlage für gesellschaftliche Diskussionen liefert, besonders mit der buddhistischen Führung, die sich bereits intensiv mit der Frage des Klimawandels, jedoch noch nicht mit Climate Engineering beschäftigt hat.

Markus, T., Vivekananda, B., Lawrence, M.: An Assessment of Climate Engineering from a Buddhist Perspective. Journal for the Study of Religion, Nature and Culture, Vol 12, No 1 (2018), pp. 8-33.

 

Kontakt

Prof. Dr. Mark Lawrence

Prof. Dr. Mark Lawrence

Wissenschaftlicher Direktor
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