Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Industrie steht vor großen Herausforderungen bei Nutzung von CO2-Emissionen

14.05.2020

Innovationen bei der CO2-Nutzung finden zunehmend Beachtung. Wenn neue Technologien das in Abgasen enthaltene CO2 für die Industrie wieder nutzbar machen, können sie zu einer Kreislaufwirtschaft beitragen und den Verbrauch von fossilen Rohstoffen reduzieren. Welche wirtschaftlichen Hausforderungen und Chancen die Industrie damit verbindet, analysiert eine Studie.

Die chemische Industrie wünscht sich politische und regulative Rahmenbedingungen, die CCU-Produkte rentabel machen.
Die chemische Industrie wünscht sich politische und regulative Rahmenbedingungen, die CCU-Produkte rentabel machen.

Das Klimaschutzpaket der Bundesregierung sieht vor, dass Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral wird. Das stellt die Industrie vor eine gewaltige Transformationsaufgabe, bei der die Abscheidung und Nutzung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Utilisation, kurz CCU) hilfreich sein kann. IASS-Wissenschaftlerin Henriette Naims hat die ökonomischen Erwartungen untersucht, die verschiedene Akteure der Wertschöpfungskette mit der Erforschung und Entwicklung von CCU-Technologien verbinden. Dafür analysierte sie 19 Berichte der Politikberatung und 15 wissenschaftliche Studien.

Drei Industriebereiche stehen im Fokus ihrer Analyse: Im Anlagenbau werden laut Naims hohe Investitionen in CCU-Anlagen erwartet, verbunden mit der Aussicht auf neue Einnahmequellen, Lizenzrechte und  ökonomisches Wachstum.

Die Geschäftsmodelle der hochemittierenden Produzenten, zum Beispiel Stahl- und Zementwerke, sind durch Klimaschutzvorgaben besonders gefordert. Diese Gruppe prüft alle technischen Möglichkeiten, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und hat daher Interesse an CCU. Die Herausforderungen sind allerdings vielfältig. So erhöht die CO2-Abscheidung die Produktionskosten. In Europa gibt es – im Unterschied zu den Vereinigten Staaten – noch keine Steuervergünstigungen für das CO2-Recycling.

Die dritte analysierte Gruppe, Produzenten von Material und Kraftstoffen, werden in den Studien als „Problemlöser“ gesehen, die wettbewerbsfähige Wege der CO2-Nutzung anbieten sollen, zum Beispiel in der Produktion von Baumaterialien oder synthetischen Kraftstoffen. Viele Technologien wie die Herstellung von Baustoffen sind noch nicht ausreichend erforscht , andere Anwendungsbereiche – vor allem bei der Herstellung synthetischer Kraftstoffe – erfordern einen erheblichen Einsatz erneuerbarer Energien, weshalb sie wirtschaftlich derzeit nicht tragfähig sind. Als notwendig wird erachtet, dass die künftigen politischen und regulativen Rahmenbedingungen mehr ökologisch sinnvolle CCU-Produkte rentabel machen sollten, unter anderem durch weitere Innovationsförderung und angepasste Produktstandards.

Die Studie ist ein Beitrag, um Fördereinrichtungen, Politik und Verwaltung über die unterschiedlichen ökonomischen Erwartungen in Wertschöpfungsketten zu informieren, damit sie die finanzielle und rechtliche Unterstützung in der weiteren Entwicklung von CCU wirksam gestalten. Eine zielgerichtete Technologieförderung und Industriepolitik erhöht die Chancen, dass die Innovationen zu Nachhaltigkeitstransformationen beitragen können.

Naims, H. (2020 online): Economic aspirations connected to innovations in carbon capture and utilization value chains. - Journal of Industrial Ecology. https://doi.org/10.1111/jiec.13003

 

Kontakt

Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
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