Research Institute for Sustainability Helmholtz Centre Potsdam

Government Innovation Lab: Ein Vorschlag zur Stärkung
der ministerienübergreifenden Erschließung von Zukunftsthemen

Grundlegende gesellschaftliche Fragen, komplexe systemische Risiken, umfassende Zukunftsentwürfe - sie finden nach Meinung vieler Beobachter keinen angemessenen Platz in der politischen Auseinandersetzung und noch weniger im Handeln von Regierung und politischer Administration. Das ist das Problem, von dem hier die Rede sein soll. Es gilt daher Herausforderungen mittel- und langfristiger Art gezielter und systematischer zu Themen politischer Strategieentwicklung zu machen - das ist die Aufgabe. Die Frage ist: Welche Formen politisch-administrativer Organisation und Vorgehensweise sind geeignet mit solchen Herausforderungen umzugehen und nachhaltige Lösungsansätze zu erarbeiten? Ausgangsüberlegung hier ist es, dass über offene und innovative Suchprozesse effiziente und effektive Steuerungs- und Regierungsstrukturen identifiziert und initiiert werden können und sollten. Der vorliegende Beitrag begründet und skizziert einen Vorschlag für einen solchen offenen Suchprozess innerhalb des deutschen Regierungshandelns auf Bundesebene. Vorgeschlagen wird die Einrichtung eines „Government Innovation Lab(oratorium)s“ - als eine von mehreren Ressorts getragene Arbeitseinheit mit dem Auftrag, innovative abteilungs- und ressortübergreifende Kommunikations- und Kooperationsformen zu initiieren. "Lab" steht für den experimentellen und kollaborativen Ansatz, Innovation bezieht sich auf Organisation und Verfahren, Government adressiert den Innovationsimpuls in Richtung auf das Betriebssystem des Regierens selbst. Der Vorschlag für ein solches „Lab“ ist bewusst als ein experimenteller Impuls für den Kreis der Bundesministerien und als Stärkung ressortübergreifender Koordination zu verstehen. Das „Lab“ fokussiert auf Anstöße für organisatorische Innovationen in frühen Phasen der Themenfindung und -strukturierung im politisch-administrativen Umgang mit neuen und noch schwer greifbaren Problemlagen. Der Vorschlag ist als Experiment auf starke Promotoren und unterschiedliche Anknüpfungspunkte angewiesen, setzt er doch an der vielfach als neuralgisch – d.h. schmerzhaft und kaum lösbar - wahrgenommenen Frage an, wie auf Seiten der Exektuve Komplexität zu organisieren sei. Das hier vorgelegte Papier kann und soll nicht konkrete Optionen für die einzelnen Umsetzungs-schritte, die Organisation, Steuerung und Vorgehensweise entwerfen, sondern bietet für weitere Sondierungsgespräche im Raum von Experten, Promotoren und Entscheidern eine Gesprächs- und Diskussionsgrundlage. Am Beginn steht die Frage des Umgangs mit komplexen Herausforderungen im Politik- bzw. Regierungsbetrieb und die zentrale Rolle von Kommunikation, Kooperation und Koordination für nachhaltige Lösungsansätze (Teil 1). Es folgen Überlegungen zur Anschlussfähigkeit von Innovationen im Regierungsbetrieb mit Blick auf eine Stärkung ressortübergreifender Ko-ordination (Teil 2). Erläutert werden auf dieser Basis Grundidee und einzelne Stränge des angedachten „Government Innovation Lab“ (Teil 3), der Beitrag endet mit einem kurzen Ausblick (Teil 4). Der Beitrag entstand unter anderem vor dem beruflichen Hintergrund des Autors in der Organisationsberatung und seit 2007 als Referatsleiter im Bundesumweltministerium. Der Beitrag gibt jedoch ausschließlich persönliche Überlegungen und Einschätzungen des Autors wieder.

Publication Year

2018

Citation

Mayer-Ries, J. (2018). Government Innovation Lab: Ein Vorschlag zur Stärkung der ministerienübergreifenden Erschließung von Zukunftsthemen. IASS Discussion Paper, (Mai 2018).

DOI

10.2312/iass.2018.007

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